Giovanni Segantini, Magie des Lichts

„Die Kunst stirbt niemals, sie ist ein Teil des Ichs“. Die Worte des trientiner Künstlers führen uns – mittels der meditativen Stimme von Bruno Ganz – durch das Leben des frühen Waisen und staatenlosen Outsiders in einer dichten Filmcollage, welche die formalen Grenzen des Dokumentarfilms auf brillante Weise auslotet. Die Perspektive des Films ist jene des Künstlers und die Regie verzichtet bewusst auf Kommentare von Dritten.

Der Film bezieht damit klar Stellung: Empathie statt Analyse. Untermalt werden Segantinis Gedankengänge zur permanent schwierigen Existenz, zu Sinn und Technik seiner Kunst, zur Rolle der Betrachter und zur Liebe durch eng verwobene visuelle und musikalische Elemente. Pio Corradis oft fast abstrakten Aufnahmen tasten in langsamen Travellings und Zoombewegungen des Künstlers Orte und seine Bilder ganz nah ab und erlauben so, tief in Segantinis Welt einzutauchen. Auch der Filmschnitt ist divisionistisch: Wie klitzekleine Pinselstriche verweben sich Worte, Musik, Töne und Landschaftsaufnahmen mit Bilddetails zu einem Requiem der Freiheit. „Mein Ideal, für das ich ein Leben lang kämpfte, allein gegen alle Menschen und gegen alle Gesetze, war die Erhaltung der Freiheit meines Ichs.“

Barbara Fässler



2015
Documentary Film director Christian Labhart



PDF Kunstbulletin 6-2015

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